Das Gedenkbuch

Zensus unter dem Hakenkreuz

Die Zählungen von 1933 und 1939 während der Zeit des Nationalsozialismus waren gleichzeitig Volks-, Berufs- und Betriebszählungen und wurden wie die von 1925 von dem Bevölkerungswissenschaftler Friedrich Burgdörfer geleitet. Die Ergebnisse beider Volkszählungen bildeten die wichtigste Voraussetzung zur Festlegung der zur späteren Deportation vorgesehenen Bevölkerung. Bereits in der Zählung vom 16. Juni 1933 wurden etwa eine halbe Million „Glaubensjuden“ erfasst. Mit der Zählung 1939 wurde für alle Juden, „Mischlinge“ und Ausländer eine „Ergänzungskarte“ ausgefüllt, die als Grundlage für die Reichskartei der Juden und „jüdischen Mischlinge“ im Sinne der NS-Rassengesetzgebung diente. Diese enthielt Namen, Geburtsnamen, Wohnung, Geschlecht, Geburtstag, Religion, Muttersprache, Volkszugehörigkeit, Beruf und Kinderzahl unter 14 Jahren des jeweiligen Haushalts.

Das Statistische Reichsamt erstellte daraus auf Anordnung des Reichsinnenministers Wilhelm Frick vom 17. Mai 1939 eine „Volkstumskartei“, die, so der Historiker Götz Aly, der „Schlussstein in der Erfassung der Juden“ und die bürokratische Voraussetzung ihrer Deportation und Vernichtung wurde [1]. Da es sich dabei um keinen Missbrauch, sondern von Anfang an um gewollte Ergebnisse handelte, erläuterte die „Statistik der Deutschen Reiches“ 1936 zum Zweck der Sonderzählung, um „einen Überblick über die biologischen und sozialen Verhältnisse des Judentums im Deutschen Reich“ zu bekommen, „im Hinblick auf die grundsätzliche Umgestaltung, die in der Stellung des Judentums zu seinem deutschen Wirtsvolk durch die nationalsozialistische Regierung herbeigeführt worden ist“ [2].

Aus dem Bereich der Eisleber Synagogengemeinde liegen bisher drei Listen als Ergebnis der Volkszählung von 1939 vor:

  1. Liste der Juden im Ortspolizeibezirk Eisleben.

  2. Liste der im Mansfelder Seekreis wohnhaften Juden.

  3. Liste der im Mansfelder Gebirgskreis wohnhaften Juden.

Der Polizeibezirk Eisleben bestand aus der Stadt Eisleben.

Es fehlen noch die Listen der Städte Hettstedt und Sangerhausen, sowie deren Umgebung.

Eine Auswertung dieser Listen sehen Sie hier: Die Liste

Quellen:

[1] Wikipedia

[2] Götz Aly in: Appel/Hummel Hg. Vorsicht Volkszählung, Köln 1987, 163 ff.

Die Kopien der Listen werden unter der Rubrik „Medien“ zur Verfügung gestellt.

Basierend auf der Volkszählung bildete die Hollerith-Tabelliermaschine die Bevölkerung des Deutschen Reiches nach Berufen, Städten, Wöhnblöcken in selektierbaren Lochkarten ab. Zu den erhobenen Daten gehörte die Religionszugehörigkeit wodurch auch eine Selektion der Juden möglich war.